/ Werkstätten

Fr, 2. September, 14.00

¿Blinde hören¡
mit Rainer H. Kremser

Zu hören gibt es die Ergebnisse und Erfahrungen aus dem 10-tägigen Hörspiel- und Podcast-Workshop für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen, der im Vorfeld des Festivals stattgefunden hat. Geleitet wurde er von dem Hörspielmacher und Klangkünstler Rainer H. Kremser, der selbst blind ist.

Wie klingen Gefühle, und wie können sie hörbar gemacht werden? Gibt es einen Sound des Unsichtbaren? Was erzählen Geräusche? Wie klingt die Welt? Wie das Leben?

Rainer Kremser
Britta Steffenhagen, Rainer H. Kremser, 2021. Bild: Jan Lehmann.

 

Sa, 3. September, 10.00 – 18.00

Immersive Audio!
mit Malte Giesen, Studio für Elektroakustische Musik
(Anmeldefrist ist abgelaufen, geschlossene Veranstaltung)

Wer schon immer einmal aus dem Stereo-Panorama ausbrechen und auf bis zu 16 Kanälen mit Audioerfahrungen in 3D experimentieren wollte, bekommt hier die Gelegenheit dazu. Zusammen mit dem Leiter des Studios, Malte Giesen, wird eigenes Material bis zu einer Länge von fünf Minuten exemplarisch bearbeitet. Dabei werden die verschiedenen Möglichkeiten der „Verräumlichung“ von Klängen erläutert und ausprobiert.

Studio für Elektroakustische Musik der Akademie der Künste
Studio für Elektroakustische Musik. Bild: Kai Bienert.
Hörkunst-/Podcast-Workshop für blinde und sehbehinderte Menschen vom 27. August bis 2. September 2022 in der Akademie der Künste, Hanseatenweg 10.

Das Berliner Hörspielfestival der freien Szene bietet zusammen mit dem Vermittlungsprogramm Kunstwelten der Akademie der Künste, Berlin, einen Workshop zur Hörspielproduktion für sehbeeinträchtigte Hörbegeisterte an. Geleitet wird der Workshop von dem Hörspielmacher und Klangkünstler Rainer H. Kremser, der bereits mehrfach an den Wettbewerben des Festivals teilgenommen hat und selbst blind ist.

Der Workshop richtet sich an blinde und sehbeeinträchtigte Menschen jeden Alters, die wissen möchten, wie man ein Hörspiel mit einfachen Mitteln am eigenen Mac-Rechner mittels Sprachausgabe und Tastatursteuerung selbst produziert. Es wird mit der Audiosoftware Garageband gearbeitet. Der Kurs umfasst alle Herstellungsetappen von der Idee bis zum Skript, von der Aufnahme über den Schnitt bis hin zur raumklanglichen Endabmischung unter Einbindung von Musik, Geräuschen und Toneffekten. Ziel ist es, die Grundlagen professioneller Audio-Bearbeitung im Bereich Podcast/Hörspiel zu vermitteln und Perspektiven zu deren technischer wie künstlerischer Weiterentwicklung aufzuzeigen. Praktische Aspekte wie das Teilen oder Veröffentlichen eines Projekts, die Einbindung von Netzwerkdiensten und die Verwendung freier Software gehören mit dazu.

Der 10-tägige Workshop besteht aus fünf Online-Terminen via Facetime (15. bis 19. August 2022) und fünf Präsenz-Terminen (27. bis 31. August 2022) vor Ort in der Akademie der Künste im Hanseatenweg 10 in Berlin. Ergänzt wird das Angebot durch die (sehenden) Hörspielproduzent:innen Stella Luncke und Josef Maria Schäfers, die den Kursteilnehmer:innen individuelle Termine anbieten, an denen sie Regie führen können und dramaturgische Unterstützung erhalten.

Online-Panel: 15. bis 19. August 2022, 10.30 – 12.00 Uhr
Live-Panel: 27. bis 31. August 2022, 10.00 – 13.30 Uhr
Präsentation: 2. September 2022, 14.00 Uhr

Rainer H. Kremser, geboren 1963 in Wien. Im Alter von neun Jahren wurde ein unheilbaren Augenerkrankung diagnostiziert. Nach Abschluss des Realgymnasiums studiert er Klassische Gitarre und absolvierte den Lehrgang für Harmonikale Forschung an der Hochschule bzw. Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien.  Lehrtätigkeit bis 2018. Ab 2018 Hörspiel- und Klangkunstprojekte. Seit 2020 intensive Beschäftigung mit Musique Concrète, in der Folge mit der Theorie der Akusmatik, sowie elektro-akustischen und algorithmischen Kompositionstechniken und der Gestaltung von Soundscapes.

Ein Hörspielautor und Klangkünstler, der blind ist?

„Können Blinde Kunst machen?! Können sie Hör-Kunst machen? Ja, nun, seit nicht allzu langer Zeit können sie, wenn sie möchten! Sie können dies aber nur, wenn die dazu essentielle Technik eine barrierefreie Technik ist. In diesem Bestreben ist bereits vieles erreicht, noch mehr aber muss bewältigt werden. Einzig im egalitären Austausch zwischen Sehenden und nicht sehen Könnenden liegt die Chance, einen egalitären Zugang zu Produktionsmitteln sicherzustellen.
Blinde hören nicht besser als Sehende, nicht anders als Sehende, sie verfügen über das gleiche Maß an Fantasie und Kreativität,  über die gleichen neurophysiologischen Verarbeitungsmechanismen, die akustische Reize in kognitive Informationen transformieren.
Sie wollen nur nicht in ihrem künstlerischen Streben beschränkt sein oder scheitern, wenn Produktionsmittel, in der Regel ohne ihre Expertise, hergestellt werden, die das verhindern.
Viel Energie,  Geduld und Beharrlichkeit ist auf diesem Weg unerlässlich, vor allem auf Seiten der Sehbeeinträchtigten, aber – sie wird belohnt werden!“

Rainer H. Kremser im August 2022