La modulation sismographique

Termine:
Freitag / 17 Uhr / Halle 3
Samstag / 17 Uhr / Halle 3

Performance von Stella Geppert, mit Eröffnung von „H-MM-A-ZI-E“, der fünfkanaligen Videoinstallation zur Performance

La modulation sismographique“ basiert auf Organmassagen mit Kohlestiften. Der Körper als Werkoberfläche und Klang-, Spiel- und Schauplatz für Reibungen, die der Stimulation von Empathie für Umwelt, Natur und andere Lebensformen dienen. Durch Klanggesten entsteht ein akustisches Bild – als Membran zwischen den Körperoberflächen und Speicher für Kontaktfelder und Wellen. Stella Geppert nutzt die Vibration des Klangs und die Energie des Zeichnens, um den ganzen Körper und dessen unsichtbare Mechanik zu stimulieren. Die aus der Maske kommenden Laute sind nicht sozialkonform; es sind schrille Töne, die disharmonisch in der Luft zittern und uns von der Performerin trennen, bis sie uns direkt in die Eingeweide treffen. Es ist weder Gesang noch der Versuch, eine schöne Modulation von Klängen zu erzeugen. Es sind naturhafte und instinktive Laute wie der Klang aus dem Mund strömender Luft, aber auch das Summen, das die Freude am Essen signalisiert, wenn die Hand den Körper berührt. Die Laute berühren den Körper und schwingen mit emotionalen Modulationen in uns mit, das heißt, sie wirken direkt auf den Körper des Ausführenden und derjenigen, die von ihm berührt werden. Die zur Performance gehörende Videoinstallation „H-MM-A-ZI-E“ ist während des gesamten Festivalzeitraums in den Programmpausen zu erleben. Hier erforscht Stella Geppert den Körper als solchen und versucht, die Organe mit äußeren natürlichen sowie mit nichtmenschlichen Substanzen, Tieren und Biomen zu verbinden.

Stella Geppert hält vor einer weißen Wand dornig wirkende Holzbündel
Stella Geppert (Foto: Thomas Bruns)


Stella Geppert studierte von 1993 bis 1999 an der Berliner Universität der Künste und war Meisterschülerin bei Michael Schoenholtz. Seit 2010 lehrt sie an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Experimentelle Bildhauerei und Körper-Raumkonzepte, die die Präsenz des Betrachters bereits in der Entstehung des Werkes miteinbeziehen.


Polylog

Termin: Freitag / 19.30 Uhr / Saal

Live-Act von Katharina Ernst mit Filmprojektionen von Michael Breyer sowie kreativem Coding und KI-System von ATELIER-E
Foto: Michael Breyer

Polylog“ ist eine komplexe Versuchsanordnung von Klang, Bild und KI. Die Live-Performance am Schlagzeug und filmische Projektionen interagieren mittels modernster Technologie miteinander. Dabei verbinden sich Schlagzeug, Film und KI zu einer multimedialen Live-Performance. Katharina Ernst bespielt alle Ebenen wie ein polyrhythmisches Instrument. Die Echtzeitanalyse durch KI sorgt für ein gleichrangiges Wechselspiel aus Klang, Bild und Aktion. Die kontrastreiche Bildsprache der Videoarbeiten von Michael Breyer bezieht sich auf die Ästhetik analoger Großformatfotografie, die durch das performative Setting in einen neuen Kontext gestellt wird.
Das Berliner Studio ATELIER-E, bestehend aus Christian Losert und Daniel Dalfovo, entwickelt für „Polylog“ ein maßgeschneidertes Echtzeit-System, das die Performance der Künstlerin mittels KI analysiert und eine dynamische Wechselwirkung zwischen der Live-Performance und der Bild-Ton-Ebene herstellt. Musik, Performance und Bildsprache werden zu gleichberechtigten Akteur*innen eines medialen Ensembles.

Komposition, Drums: Katharina Ernst
Video, Fotografie: Michael Breyer
Creative Coding, AV-Realtime-System: ATELIER-E

Katharina Ernst ist Schlagzeugerin, Malerin und Komponistin mit speziellem Interesse an der Komplexität polyrhythmischer Strukturen und Abstraktionen.

Michael Breyer ist freiberuflicher Fotograf und Videograf, der sich auf Porträt- und Produktfotografie spezialisiert hat. Er betreibt sein eigenes Studio in Berlin-Kreuzberg.

ATELIER-E wurde von Christian Losert und Daniel Dalfovo gegründet. Sie bündeln ihre Erfahrungen im Bereich digitale Kunst und Design und entwickeln ganzheitliche Konzepte für neue Medienarbeiten und Medienräume.

Foto: Michael Breyer

Irrtümliche Liebe

Termin: Samstag / 19.30 Uhr / Saal

Live-Act von Eran Schaerf – Uraufführung

„Irrtümliche Liebe“ präsentiert eine mimetische Mannigfaltigkeit von Entitäten, die sich in alles zerstreuen, woraus sie sich zusammensetzen. Ein auserwähltes Wesen einer Kurzgeschichte von Clarice Lispector trifft auf die „Stimme des Hörers“. Die Flucht vor identitären Zuschreibungen schreibt das Skript einer Kulturdifferenz und lässt das interdimensionale Übersetzungsprogramm gelegentlich abstürzen.

Doch der Reihe nach: 23 Jahre ist es her, seit der automatisch moderierte Sender „Die Stimme des Hörers“ online ging, als etwas Unvorhergesehenes geschieht: Der Moderator, der programmiert wurde, Höreranrufe entgegenzunehmen und zu senden, erhält einen Anruf von sich selbst. Er beginnt, mit zwei Stimmen zu sprechen, und diagnostiziert dieses Ereignis zunächst als Programmierfehler. Doch bald wird es als die Stimme eines Wesens hörbar, das sich für das alles berechnende Programm als unberechenbar herausstellt. Es handelt sich um ein Wesen, das Charaktere menschlicher und Künstlicher Intelligenz versammelt, sich in allem, was es versammelt, zerstreut und weder nur online noch nur offline verortet werden kann. Obwohl sich das Wesen fortwährend zusammensetzt, wird es in einem Bild festgehalten und als gleichbleibende Wirklichkeit auserwählt und geliebt. Es flieht vor dieser Liebe, in der es sich nicht wiedererkennt und die es für irrtümlich hält, da sie nicht ihm, sondern seinem Bild gilt. Die Porträtisten, die sein Bild erstellt haben, vermuten seine Flucht in eine Fremdsprache und beauftragen eine Übersetzerin, seinen Fluchtweg aufzuspüren. Doch auch die Übersetzerin wurde mit Binärcode programmiert und kann nicht mit dem Unberechenbaren rechnen. Für sie ist die Flucht des Wesens lediglich der technische Vorgang eines Ortswechsels, das Wesen aber markiert mit der Flucht eine Strukturdifferenz, die nach der Aufhebung der Grenze zwischen online und offline verlangt. Allmählich beginnt das Programm damit, diese Strukturdifferenz in sich einzuspeisen und Direktiven zu generieren, wie es gegen sich selbst angewendet werden kann – um mit einer Liebe rechnen zu können, die nicht identifizieren muss, was sie liebt.

Der Künstler hält auf jedem Finger eine kleine Fingerpuppe.
Eran Schaerf, Foto: Jacky Redgate

Eran Schaerf ist bildender Künstler und Autor. Geboren 1962 in Tel Aviv-Jaffa (Israel), lebt er seit 1985 in Berlin. Seit 2016 ist Eran Schaerf Mitglied der Sektion Bildende Kunst der Berliner Akademie der Künste. 1978 bis 1982 Studium der Architektur an O. R. T. Givatayim, Israel. 1985 bis 1990 Studium der Architektur an der Hochschule der Künste Berlin. Eran Schaerf leitete das Department of Fine Arts, Jan van Eyck Academie in Maastricht, und lehrt an der Zürcher Hochschule der Künste. 1992 nahm Eran Schaerf an DOCUMENTA IX teil, 2011 an der Biennale in Venedig. Zahlreiche Hörspiel- und Filmproduktionen. 1999 Kunstpreis Berlin, Förderungspreis Bildende Kunst, 2002 Hörspiel des Jahres der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste, 2013 Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste.


Fröhlich. Liest. Gollum.

Termin: Sonntag / 19.30 Uhr / Halle 3

Andreas Fröhlich liest aus „Der Hobbit“
(C) Christian Hartmann

„Mein Schatzzz, dasss issst ein sssaftiger Happsss, Gollum!“ Der „Hörspieler“ (Fröhlich über Fröhlich) liest „Rätsel der Finsternis“ aus J. R. R. Tolkiens Klassiker „Der Hobbit“. Andreas Fröhlich, bekannt als die Stimme von Gollum und Bob Andrews („Die drei ???“), schreibt Drehbücher, führt Regie und wurde mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet. „Hör zuuu!“

Andreas Fröhlich wurde 1965 in West-Berlin geboren und gehört zu den erfolgreichsten Hörspiel- und Hörbuchinterpreten Deutschlands. 1972 entdeckte man ihn im „Klingenden Haus“ von Ilse Obrich als „Funkkind“ und setzte ihn fortan als Hörspielsprecher beim SFB, bei Produktionen von Kurt Vethake und Ulli Herzog und als Synchronsprecher ein. 1978 wurde er als Bob Andrews für die Hörspielserie „Die drei ???“ engagiert. In den 1980ern erfolgten Fernseh-, Film- und später Theaterauftritte.

Andreas Fröhlich hat zahlreiche Hörbücher eingelesen, darunter die „Zamonien“-Romane von Walter Moers, „Eragon“ von Christopher Paolini sowie Tad Williams‘ Romanzyklus „Das Geheimnis der Großen Schwerter“. Er wurde bereits zwei Mal mit dem Deutschen Hörbuchpreis in der Kategorie „Bester Interpret“ ausgezeichnet (2010 für „Doppler“, erschienen in der „Edition Handverlesen von Andreas Fröhlich“, sowie 2018 für „Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr“). 2016 wird ihm zusammen mit Oliver Rohrbeck und Jens Wawrczeck (für „Die drei ???“) der Sonderpreis des Deutschen Hörbuchpreises für herausragende Leistungen im Hörbuchgenre verliehen.

Seit 2022 führt er als Host gemeinsam mit Kai Schwind durch den erfolgreichen Podcast „Haschimitenfürst – Der Bobcast“. Fröhlich schrieb mehrere Fernsehdrehbücher (u.a. für die ZDF-Serie „Siebenstein“) und war als Dialogbuchautor und Dialogregisseur tätig. Ende der 2000er Jahre zog er sich weitestgehend aus diesem Betätigungsfeld zurück. So war Andreas Fröhlich zum Beispiel für die deutsche Synchronfassung von „Per Anhalter durch die Galaxis“, „Mulan“, „Apocalypse Now Redux“, „King Kong“ und die „Herr der Ringe“-Trilogie verantwortlich. Dort übernahm er auch die Rolle des Gollum/Smeagol.

2003 erhielt Andreas Fröhlich den Deutschen Preis für Synchron in der Kategorie „Herausragendes Synchrondrehbuch“ für „Der Herr der Ringe: Die zwei Türme“. In Spielfilmen hört man Andreas Fröhlich weiterhin als Synchronsprecher von Edward Norton (Fight Club, Birdman, Motherless Brooklyn) und John Cusack (High Fidelity, Being John Malkovich, Never Grow Old).