10. BHF Tag Zwei /// Das kurze brennende Mikro

Susanne Franzmyer, Carina Pesch, Bernhard Krisper, Moderator Robert Schoen. Bild: Golo Föllmer.

/// Das kurze brennende Mikro

Am zweiten Wettbewerbstag den 10. Berliner Hörspielfestival wurde vom Publikum in geheimer Abstimmung das Preisträgerstück in der Kategorie von 5 bis 20 Minuten Länge vergeben. Mit deutlichem Vorsprung gewann das „Theaterstück für barockes Radio“ Ni Reki Tsuka Röh – soziale netzwerke vollständig ausblenden des Wiener Autors und Jazzpianisten Bernhard Krisper /// Das kurze brennende Mikro mit 82 Punkten. Auf Platz Zwei landete die Collage medialer O-Töne Der Wolf in uns von Carina Pesch (57 Punkte) vor dem an Raymond Queneau angelehnten Konzeptalbum Stilübungen, musikalisch von Susanne Franzmeyer (42 Punkte).

Susanne Franzmyer, Carina Pesch, Bernhard Krisper, Moderator Robert Schoen. Bild: Golo Föllmer.
Susanne Franzmyer, Carina Pesch, Bernhard Krisper. Moderator: Robert Schoen. Bild: Golo Föllmer.

 

Ni Reki Tsuka Roeh – soziale Netzwerke vollständig ausblenden

Bernhard Krisper. Bild: Golo Föllmer.
Bernhard Krisper. Bild: Golo Föllmer.

Ni Reki Tsuka Röh – soziale netzwerke vollständig ausblenden / 05:41
von Bernhard Krisper

wenn soziale netzwerke beginnen, über unseren gesellschaftlichen wert sowie verbleib zu entscheiden, wird’s huschi. ins wunderbar benebelnde kaleidoskop der skurrilitäten, der ungefiltert wahrgenommenen analogen realität, drängen sich fragen, die sich nur ungern aus dem schmerzfeld wegtänzeln lassen. muss ja auch nicht sein. sie können ruhig stehen bleiben. jeder mensch hat eine zuflucht und musik ist eben schön.

 

Der Wolf in uns

Carina Pesch. Bild: Golo Föllmer.
Carina Pesch. Bild: Golo Föllmer.

Der Wolf in uns / 10:46
von Carina Pesch

Ausschließlich aus aktuellen Reportagen und Dokumentationen über den Wolf entstanden, hält die Collage den Spiegel hoch, in dem Eigenes und Fremdes sich begegnen. Das Spiegelbild zeigt nicht nur den Umgang mit dem Wolf. Verlauf, Befürchtungen, Argumentationen und Reaktionen sind symptomatisch. Und oft stellt sich die Frage: Wer ist hier eigentlich der Wolf bzw. das, was wir ihm zuschreiben?

 

Stilübungen, musikalisch

Susanne Franzmeyer Katrin Schüler-Springorum. Bild: Golo Föllmer.
Autorin Susanne Franzmeyer, Komponistin Katrin Schüler-Springorum. Bild: Golo Föllmer.

Stilübungen, musikalisch / 18:20
von Susanne Franzmeyer

Man denke sich eine scheinbar belanglose Situation, einen Vorfall in einer Straßenbahn der Linie 23 zum Beispiel. Den Inhalt forme man zu einem geeigneten Songtext. Dann vertone man diesen genrekonform. Zunächst vielleicht einen Schlager. Dann einen Indie-Song. Wie würde das ganze als Elektro klingen? Und wie könnte man daraus einen Choral machen? So arbeite man sich durch einen ganzen Katalog an Musikstilen.Ab hier in alphabetischer Reihenfolge

 

 

 Lärmverstecken

Olga Lang. Bild: Golo Föllmer.
Olga Lang. Bild: Golo Föllmer.

Lärmverstecken / 12:54
von Olga Bedia Lang

Ein Mädchen und ein Junge haben sich in einem Raum versteckt. Um sie ist es unangenehm laut. Um mit der belastenden Situation klarzukommen, haben Beide eine eigene Strategie entwickelt. Mit Musik und Geschichten verschaffen sie sich zeitweilig Erleichterung. Als sie sich in dem gemeinsamen Raum entdecken, überwinden sie ihr anfängliches Misstrauen und zeigen sich gegenseitig ihre Strategien. Schließlich verbünden sie sich und ihre beiden Arbeitsweisen, um dem Lärm etwas entgegenzusetzen …

 

Leave us alone

Philipp Müller. Bild: Golo Föllmer.
Philipp Müller. Bild: Golo Föllmer.

Leave us alone / 07:11
von Philipp Müller

Vier Computerspiele, vier Protagonist*innen, vier Welten: In „leave us alone“ durchschreiten die Figuren von vier Indie-Games die Grenzen ihrer vorbestimmten Welten und treten miteinander in Kontakt. Sie sprechen aus den Sinnzusammenhängen ihrer virtuellen Realitäten, erzählen ihre Geschichten, geben Anweisungen oder brechen unter der Apokalypse ihrer Narrative wimmernd zusammen. Vorlage für „leave us alone“ sind die Games „Dear Esther”, „Everybody’s Gone to the Rapture“ (The Chinese Room), „The Long Dark“ (Hinterland Games) und „Firewatch“ (Campo Santo), deren Erzählstimmen geremixed und neu zusammengesetzt werden. Das Hörspiel beinhaltet außerdem Musik der mehrfach ausgezeichneten Komponistin Jessica Curry, der „Leave us alone“ gewidmet ist.

 

Monotheismus

Dirk G. Winkler. Bild: Golo Föllmer.
Dirk G. Winkler. Bild: Golo Föllmer.

Monotheismus / 06:43
von Dirk G. Winkler

Das Hörstück ist eine Collage aus Klängen und Stimmen der Medienwelt zum Thema Religion.

 

 

 

 

Ratte in Emaille an Orangensoße

Claudia Weber. Bild: Claudia Weber.
Claudia Weber. Bild: Claudia Weber.

Ratte in Emaille an Orangensauce / 09:03
von Claudia Weber

Wie klingt das, wenn jemand sagt, dass etwas klingt. Wie höre ich, wenn ich erzählt bekomme, dass etwas zu hören ist. Und was. Und wie oft. Und wie laut. Das Stück ist nur Geräusch und gleichzeitig null Geräusch. Kein Zeitraffer, keine Zeitlupe. Nicht sofort in Beziehung setzen. Und dann passiert, was viel echter ist: ohne jeglichen Klang entsteht der Raum dieses Klanges. Und der erzählt: In einer Wohnung wohnt wer. Und dort wohnt auch ein ungebetener Gast. Dessen Existenz verrät er durch Rascheln, das wiederum andere, weit gewaltigere Geräusche triggert… und damit auch ein gänzlich reales Trauma für alle Beteiligten.

 

Selbst der Teufel hat Angst vor der Vulva

Sara Zarreh Hoshyari Khah Bild: Golo Föllmer.
Sara Zarreh Hoshyari Khah Bild: Golo Föllmer.

Selbst der Teufel hat Angst vor der Vulva
/ 17:33 von Sara Zarreh Hoshyari Khah

In den 70ern hat die NASA Informationen in die Weiten des Alls geschickt, um möglichem außerirdischen Leben einen Eindruck von den Bewohner*innen des Planeten Erde zu geben. Leider hat sie es versäumt, abgebildete Frau mit Vulva zu porträtieren. Wie kann das passiert sein? Wie war das Ganze im Mittelalter? Was hat das mit der Frauengesundheitsbewegung zu tun? Und wie sieht nochmal die Klitoris genau aus? Dies ist ein Versuch, ein paar Antworten zu finden und den Dingen mal ein bisschen auf die Schliche zu kommen.

 

Träume unter Wellblechdächern

Sebastian Hocke, Marie Luisa Kerkhoff. Bild: Golo Föllmer.
Sebastian Hocke, Marie Luisa Kerkhoff. Bild: Golo Föllmer.

Träume unter Wellblechdächern / 07:11
von Sebastian Hocke

„Kommt ein Gesicht, kommen die Gespräche. Immer wieder. Und mit ihnen das Gefühl nicht gesagt zu haben, was ich hätte sagen sollen.“ Als sie ihn zufällig in einem Bus trifft, kommt alles wieder hoch. Der Sommer, in dem sie ihr Herz verschleudert hat, in einer Bushaltestelle in der Provinz. Zwischen gefliesten Wänden, überstrichenen Mauersteinen, unter einem Wellblechdach haben sie gemeinsam von einer besseren Zukunft geträumt. Aber dann kam der Winter und mit ihm waren die Träume schon wieder vorbei. Ein Gespräch entspinnt sich im Kopf zwischen Erinnerung und Vorstellungen von dem was sie ihm hätte sagen sollen.

 


Wir – übrigens

Pauline Jacob. Bild: Golo Föllmer.
Pauline Jacob. Bild: Golo Föllmer.

Wir – übrigens / 11:08
von Isabel Mehl, Pauline Jacob, Georg Conrad

In einem sechsbändigen Epos richtet Karl Ove Knausgård den Blick nach innen. Hätte diese Unternehmung eine Frau gewagt, die Kritik hätte nicht lange auf sich warten lassen: zu banal, nicht universell genug. Doch wer entscheidet über die Bedeutung von wessen Erzählung? In „Wir – übrigens“ äußert die Protagonistin scheinbar Privates und entscheidet damit selbst, was erzählenswert ist. Sie erinnert sich an eine Reise, ihren schweigenden Exfreund und an Chris Kraus in ihren Gedanken: „… why not universalize the ‚personal’ and make it the subject of our art?”

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